#4 Post aus Amerika

Nun habe also ich die Ehre nach Max, Birgit und Chrissi, den Blog Nummer 4 zu verfassen.
Wie wahrscheinlich der Großteil weiß, studiere ich derzeit in Eau Claire, Wisconsin. Nach einem langen bürokratischen Hindernislauf (verschiedenste Anmeldungen, Visa, Voranrechnungsbescheide, Flüge…) bin ich doch gut in den USA angekommen.

Ich hatte also in Hartberg eine sehr verkürzte aber dafür nicht weniger intensive Volleyball-Saison wobei wir uns im Grunddurchgang ein Ticket für die Superliga erspielen konnten. Gerne erinnere ich mich an die Highlights der ersten Saisonhälfte wie der Auswärtssieg in Wien oder den unglaublichen Heimsieg gegen Hypo Tirol.
Schon in den ersten beiden Wochen hier in Eau Claire habe ich doch Volleyball vermisst und so ist es umso besser, dass ich hier im College Club-Team mitspielen kann. Die komische Bezeichnung deswegen, weil hier an dieser Uni, Volleyball noch kein offizieller College Sport wie etwa Eishockey oder Football ist. Wir spielen in einer Regionalen Liga innerhalb des Staates Wisconsin (4-stündige Autofahrten sind keine Seltenheit), doch das Abschlussturnier wird in Reno, Nevada sein.

Nach langen hin und her habe mich also doch dazu durchgerungen, meinen Traum zu verwirklichen und ein Semester in den Vereinigten Staaten zu studieren.
Wie wahrscheinlich die meisten schon selbst erlebt haben oder aus Erzählungen wissen gibt es einige Dinge, worüber sich der typische Österreicher wundern würde. Wie Alkohol, sogar Bier, erst mit 21 Jahren, Sperrstunde um 2 Uhr, Fast Food wie Wendys, Big Boy, Burger King, Subway bei jeder Autobahnabfahrt…
Trotz der gestiegenen Benzinpreise (3,33$/per Gallon) finden sich immer noch riesige SUV’s und Pick Up’s auf den Straßen, die zugegebener maßen in Wisconsin, auf Grund des Winters durchaus nützlich sind. Selbst Gemeindestraßen sind unglaublich breit, ganz zu schweigen von den Amerika überspannenden Interstates.

Die University of Wisconsin -Eau Claire mit 11.500 Studenten ist knapp halb so groß wie die Karl Franzens Universität in Graz. Ohnehin ist Eau Claire selbst mit 60.000 Einwohnern, die noch dazu auf einer riesigen Fläche verteilt sind, eine relativ kleine Provinzstadt umgeben von Wald. Im Norden von Wisconsin befinden sich ausgedehnte Wälder bis hin zum Lake Superior, der halb in Kanada und halb in den USA liegt. Der Lake Superior ist mit einer Größe von 82.000 km2 ein Süßwassermeer mit Gezeiten (zumindest im Sommer). Derzeit jedoch hat uns der Winter fest im Griff. Es taut so gut wie nie und die nächtlichen tiefstwerte liegen unter -20° Grad Celsius. Immer wieder fällt Schnee. Hinzu kommt oft noch eisiger Nordwind, der lange Unterhosen mehr als erfordert. Schon kurze Wege über den Campus zum nächsten Kurs werden so zur Herausforderung.

Das Studentenleben gefällt mir hier sehr gut, es gibt eine Vielzahl an Möglichkeiten und Angebote für Studierende. Der Campus ist eine Stadt in der Stadt. Wir haben eine eigene Campus Polizei, einen Doktor, Supermarkt, eine Bankfiliale, verschiedenste Essensmöglichkeiten von Sushi bis hin zu einem Mongolian Grill, zwei bestens ausgestattete Fitness Center…

Auch beeindruckt mich das starke Zusammengehörigkeitsgefühl, dass man sofort an der Kleidung der Studenten sieht. So gut wie jeder Student hat unzählige Pullover und T-shirts „seiner“ Universität. Studierende gehen mit Freude zu den verschiedensten Sportveranstaltungen der einzelnen Collage-Teams und unterstützen ihre Kollegen lautstark.
Die Professoren arbeiten intensiv mit den Studierenden auf einer Ebene zusammen und auch das Verhältnis zwischen Professoren und Studierenden ist wesentlich ausgeglichener als in Österreich. Vieles basiert auf Gruppenarbeit. Das System selbst ist sehr schulähnlich aufgebaut mit zeitaufwendigen Hausübungen und schriftlichen Arbeiten.

Bis Anfang Juli werde ich jetzt noch hier studieren und hoffentlich viel Erfahrung für meinen späteren Beruf als Lehrer sammeln, bevor wir dann im August in die neue Saison mit viel Elan starten werden.

Also Leute, wir sehen uns im Herbst, in der Hartberger Arena!!